Es war Dezember 2024 als uns ein Prospekt des Reisveranstalters RSD in den Briefkasten flatterte. Unseren letzten Flug hatten wir in 2020 gemacht und unsere letzte, organisierte Rundreise lag noch länger zurück (Neuseeland 2013). Nun denn, das Angebot erschien uns so günstig das wir es mal ausprobieren wollten. Alles in allem bezahlten wir ca. 1200 Euro für 2 Personen incl. Zusatzangeboten. Da kann man nicht meckern.
Inhaltsverzeichnis
Tag 1 – Die Anreise
Unser Hinflug erfolgte ab Düsseldorf, von Leichlingen aus ein Katzensprung. Wegen der notorischen Unzuverlässigkeit des ÖPNV’s kam eine Anreise per Bahn für uns nicht in Frage. Wir buchten für eine Woche einen Parkplatz in Flughafennähe und wurden von dort per Shuttleservice zum Abflug-Terminal gebracht. Das funktionierte alles recht ordentlich, aber der Service von Hive Parking war unter aller Kanone. Eine in der Buchungsbestätigung angegebene Rezeption existierte nicht und unter der angegebenen Telefonnummer antwortete keiner.
Der Abflug über Antalya nach Ercan erfolgte pünktlich. Direktflüge nach Nord-Zypern gibt es nicht, da die Republik Nord-Zypern von der EU nicht anerkannt wird. Daher die Zwischenlandung in Antalya. Dort konnten wir für den kleinen Hupserl nach Ercan in der Maschine sitzen bleiben. Wegen eines Ausfalles der Flughafensoftware, unser Reiseleiter berichtete später darüber, hingen wir dort ca. 2 h im Flieger fest bevor er abhob. In der Wartezeit hatten wir Gelegenheit uns mit den Mittpassagieren zu unterhalten. Es war ein Airbus A320 vollbesetzt, also so etwa 180 Leute. Der war komplett gebucht von RSD und alle machten die gleiche Rundreise. In Ercan wurden die ca. 180 Leute auf 5 Busse verteilt und zu den verschiedenen Hotels gefahren. Das war alles gut organisiert, trotzdem wurde es 11 Uhr abends bis wir im Hotel Sun in Nikosia ankamen. Zum Glück hatten die dort mit dem Abendessen auf uns gewartet.
Tag 2 – St. Barnabas-Salamis-Nikosia
Das Hotel Sun ist ein ordentliches, neueres Hotel mit funktionalen Zimmern und einem gutem Angebot an Frühstücks- und Abendessenbüffet. Wir hatten dort 3 Übernachtungen und mußten jeden Morgen für die Rundreise früh raus. Von unserem Hotel aus fuhren 3 Busse zeitversetzt um 15 Minuten so um 8 Uhr rum verschiedene Ziele an. Unsere Gruppe war etwa 25 Personen stark, der Reiseleiter sprach perfekt Deutsch (hatte in Deutschland in Politikwissenschaften studiert) und ließ keine Langeweile aufkommen.
Als erstes Ziel steuerten wir das Kloster St. Barnabas an. Dort besichtigten wir unter der Führung des Reiseleiters die Klosterkirche, ein kleines archäologisches Museum und den Klostergarten.
Von dort ging es dann weiter nach Salamis, einer Hafenstadt der Antike die von Griechen gegründet worden war. Wegen des Hafens war die Stadt eine der reichsten Zyperns. Später versandete der Hafen und die Stadt wurde aufgegeben. Am beeindruckendsten fanden wir die Säulen des Gymnasiums und das Theater (siehe Bilder).
Von Salamis aus fuhren wir zurück nach Nikosia, wo unser Bus vor einem Tor am Zugang zur Altstadt parkte. Von dort aus erfolgte eine Führung des Reiseleiters durch die Altstadt von einer knappen Stunde. Anschließend konnten wir die Altstadt auf eigene Faust erkunden. Es hätte auch Gelegenheit bestanden über die „Grüne Grenze“ in den Südteil der Stadt zu kommen. Der Nordteil interessierte uns aber mehr. Beim Rumlaufen ist Vorsicht angebracht. Wegen des Rechtsverkehrs kommen die Autos immer von der falschen Seite aus angefahren.

In der Altstadt besichtigten wir die Markthallen, eine alte Karawanserei und schauten einigen Handwerkern zu, die auf der Straße ihre Künste ausübten, siehe z.B. obigen Holzschnitzer.
Zwischendurch suchten wir uns ein Restaurant, wo wir einen Salat zu uns nahmen um die Zeit bis zum Abendessen im Hotel zu überbrücken. Die Temperaturen waren frisch, trotzdem konnten wir draußen sitzen. Anschließend zogen wir noch durch die Stadt und marschierten dann zum Bus zurück. So gegen 18 Uhr kamen wir dann im Hotel an. Nach dem Abendessen war der Tag für uns gelaufen, denn am nächsten Morgen ging es wieder früh raus ….
Tag 3 – Erkundung des Nordostzipfels der Insel
Dies war der Tag mit der längsten Bus-Strecke. Unterwegs wurden wir von unserem Reiseleiter gut unterhalten. Er berichtete über die anstehenden Sehenswürdigkeiten, erzählte aber auch viel über Land und Leute.
Einen ersten Stop machten wir in dem kleinen Städtchen Dipkarpaz in dem es sowohl eine Moschee als auch eine christlich orthodoxe Kirche in trauter Nachbarschaft zueinander gab. Die Nord-Zyprioten nehmen es mit der Religion nicht so genau, wir sahen nur wenige verschleierte Frauen und den gelegentlichen Rufen des Muhedins folgten nicht allzu viele Gläubige.

Der nächste Stop erfolgte an einem Strand (Golden Beach), an dem einmal im Jahr Schildkröten an Land gehen um ihre Eier abzulegen. Sobald die kleinen Schildkröten aus den Eiern geschlüpft sind, wandern sie zum Meer, ihrem eigentlichen Lebensraum, aus dem sie dann später zur Eiablage an den gleichen Strand zurück kommen.
Wir vertraten uns die Füße am Strand und ich fotografierte einige Mimosenbäume die voll in ihrer gelben Blütenpracht standen.
Fast am äußersten Nordosten der Insel wartete das St. Andreas Kloster auf uns. In der Umgebung des Klosters gibt es zahlreiche wild lebende Esel, die sich auf Touristen spezialisiert haben. Die cleveren Tiere sind in der Lage Autos und Busse zu stoppen indem sie die Straße blockieren und diese erste wieder frei machen wenn sie ein Leckerlie bekommen haben. Uns haben sie unterwegs nicht bedrängt, lediglich auf dem Parkplatz wurde eine Touristin angebettelt.
An dem Kloster wurde gebaut/renoviert, daher nur eine Innenaufnahme. Beeindruckend fand ich einen älteren Priester mit einem weißen Rauschebart, leider habe ich mich nicht getraut ihn wegen eines Fotos zu Fragen.
Auf der Rückfahrt vom Kloster begann es zu regnen und das kräftig. Der Reiseleiter meinte, das es auf Zypern nicht oft regnete aber wenn dann richtig. Zum Mittagessen hatte der Veranstalter ein Restaurant für alle Reisenden fest vorgebucht, da wir in den zu durchfahrenden Orten auf eigene Faust nicht fündig geworden wären.
Tag 4 – Famagusta mit Teppichgalerie
Es war die letzte Nacht im Hotel Sun gewesen, also hieß es morgens Koffer packen und in den Bus mitnehmen bevor wir nach Famagusta starteten.
Wichtigste Besichtigung dort war die Kathedrale die heute als Moschee genutzt wird. Wir kamen dort um 12 Uhr an, gerade als der Muhedin zum Gebet rief. Daher mußten wir warten bis die Gebete beendet waren und die Kirche zur Besichtigung frei gegeben worden war. Viele Gläubige waren dem Ruf nicht gefolgt. Da die Kirche als Gotteshaus genutzt wurde, war sie innen vorbildlich in Schuss gesetzt.
Nach der Kirchenbesichtigung hatten wir gut eine Stunde zur Verfügung um die Altstadt zu erkunden. Dabei sollte man eine Besteigung der Stadtmauer nicht auslassen, da man von dort oben eine tolle Aussicht über die Stadt hat. Mittagessen nahmen wir „auf eigene Faust“ in einem der zahlreichen Restaurants zu uns. Bezahlt wird von Touristen nur in Euro. Während der gesamten Reise habe ich nicht einen türkischen Lira in Händen gehabt. Auch die Wechselgeldrückgabe erfolgte in Euro.
Nach dem Treffen am Busparkplatz wurden wir in den Zollhafen von Famagusta gefahren und besichtigten ein Teppichlager, bei dem natürlich die Gelegenheit bestand einen Teppich zu erwerben. Derartige Verkaufsveranstaltungen subventioneren die Reise. Der Leiter des Lagers hielt eine Vortrag über seine Firma und Teppiche im Allgemeinen. Ich fand den Vortrag arrogant, da er deutlich Bezug auf RSD als Massenveranstalter und das Publikum das damit anreist nahm. Eine Einschätzung die ich so nicht teilen konnte. Anschließend schauten wir uns einige Teppiche an und ließen uns von einem netten Verkäufer beraten. Wir hätten uns für einen Teppich interressiert, diesen aber später von zu Hause aus bestellen wollen. Das wollten die nicht, wir durften auch keinen Teppich fotografieren. So blieben wir Gast und wurden nicht zum Kunden.
Danach fuhren wir nach Kyrenia und kamen dort im Hotel Olive Tree unter.
Tag 5 – Bellapais und Kyrenia
Bei dem Hotel Olive Tree handelt es sich um eine weitläufige Hotelanlage die schon etwas älter ist. Die Zimmer waren ordentlich und ausreichend groß. Sie verfügten über WLAN, Kühlschrank und Klimaanlage. Das Essen im Hotel erfolgte über ein Büffet, sowohl morgens als auch abends. Ich fand es ausgesprochen lecker, was dazu führte, daß ich im Urlaub „etwas zulegte“, obwohl wir den ganzen Tag unterwegs waren.

An Tag 5 ging es morgens wie üblich per Bus nach Bellapais. Der Ort liegt etwas oberhalb von Kyrenia und bietet eine tolle Aussicht auf das Meer und die Stadt. Doch zunächst besichtigten wir das namensgleiche Kloster und lauschten dabei den Erläuterungen unseres Führers.
Nach der Klosterführung hatten wir noch eine knappe Stunde Gelegenheit den Ort zu erkunden und die Aussicht zu genießen. Danach fuhren wir nach Kyrenia in die Nähe von Altstadt und Hafen. Gemeinsam mit dem Reiseleiter wanderten wir zur Festung oberhalb des Hafens. Nach einigen Erläuterung hatten wir 2 Stunden Zeit um Festung, Hafen und Altstadt zu erkunden.
In der Festung ist die Ausstellung eines alten Schiffswracks erwähnenswert. Es ist das zweitälteste Wrack überhaupt. Auf alle Fälle sollte man eine Wanderung auf der Festungsmauer machen, das Gelände ist zwar etwas holprig aber man hat von hier oben eine tolle Aussicht auf die Stadt, das Meer und den alten Hafen.
Nach der Runde über die Festungsmauer wanderten wir runter zum Hafen und umrundeten diesen. Am Hafenrand buhlten viele Restaurants um die Gunst der Touristen. Wie auch anderswo üblich zahlt man hier, am Rande des Hafenbeckens, in malerischer Lage deutlich mehr als anderswo. Der Reiseleiter hatte uns schon gewarnt. Da uns im Hotel ein vorzügliches Büfett erwartete, verzichteten wir auf einen Einkehrschwung.
Zwischen uns und dem abendlichen Büfett standen nur noch zwei Verkaufsveranstaltungen. Zunächst ging es zu einem Schmuckhändler mit einer riesigen Verkaufsfläche. Die Türkei ist einer der größten Schmuckhersteller weltweit. Es gab hier also einiges zu zeigen und zu verkaufen. Der Schmuck interessierte uns herzlich wenig, also setzten wir uns vorzeitig ab und warteten an einem sonnigen Eckchen bis die letzten Mitreisenden am Bus auftauchten.

Danach ging es weiter zu einer Verkaufsstelle der Fa. Kyrenia Leather. Hier gab es zunächst einen kleinen Vortrag zu Begrüßung mit einer anschließenden Modenschau. Danach gingen wir in die Verkaufsräume. Die Auswahl war gigantisch, so viele Lederjacken habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Wir schauten uns nach einer Jacke für Petra um. Schon bald schnappte sich uns eine Beraterin. Sie suchte verschiedene Modelle aus und schnell hatten wir ein Exemplar gefunden welches passte wie angegossen. Danach kam dann der „Ober-Verkäufer“ wegen der Preisverhandlungen. Wir einigten uns bald auf deutlich weniger als die Hälfte des zunächst geforderten Preises. Während wir eine Tasse Kaffee genossen, wurden dann natürlich noch Lederjacken für mich herangeschleppt. Nach einigen Hin und Her wegen Farbe und Grösse hatte ich ein passendes Exemplar gefunden. Petra meinte die sitzt wie angegossen und ich würde darin echt super aussehen. Beide Jacken waren Wendejacken mit Wildleder auf der einen und glattem Leder auf der anderen Seite. Da ich nicht unbedingt eine Jacke haben wollte war ich recht hartleibig in den Preisverhandlungen und es mußte die „Ober-Ober-Verkäuferin“ ran um den Preis abzusegnen. Resume : wenn man eine Lederjacke gebrauchen kann, ist es kein Fehler hier zuzuschlagen. Schnäppchen sind es sicherlich nicht. Dafür ist die Beratung und die Auswahl super und die Qualität, soweit ich das beurteilen kann, ebenfalls.
Tag 6 – Kreuzritterburg – Mamaskirche – Staudamm
Das von Deutschland aus gebuchte Programm war nun vorbei. Für die beiden letzten Tage wurden noch 2 zusätzliche Ausflüge vorgeschlagen die vor Ort gebucht werden mußten. Für Tag 6 war ein weiterer Ausflug im Norden und für Tag 7 ein Ausflug in den Südteil der Insel im Angebot. Wir entschieden uns für den Ausflug in den Nordwesten der Insel. Tag 7 wollten wir relaxen und in Kyrenia bzw. dem Hotel verbringen.
Wie üblich ging es morgens früh um ca. 8 Uhr los und wir fuhren zunächst zur Kreuzritterburg St Hilarion. Im Bus erzählte uns der Reiseleiter einige Mythen und Sagen die sich um die Burg rankten. Eine Besteigung der Burg machten wir auf eigene Faust und genossen die tolle Aussicht auf Kyrenia und das Meer. In der Ferne schimmerte das Taurusgebirge in der Türkei.
Unsere nächste Station war die Mamaskirche in Guzelyurt. In der Nähe der Kirche gibt es noch ein Museum für Naturkunde und archäologische Funde aus der Umgebung. Ein kurzer Besuch ist lohnenswert.
Nach dem Mamaskloster wartete schon die nächste Kirche auf uns. Es ging um die Reste der Kathedrale von Soloi. Hier wurden die Fundamente ausgegraben und mit einem riesigen Dach vor weiterer Verwitterung geschützt. Erwähnenswert sind die Bodenfresqen, auf einem ist ein wunderschöner Schwan dargestellt, ca. 1600 Jahre alt.
Danach war erst mal Essen fassen angesagt. Man hatte für uns in einem kleinen, einheimischen Restaurant Plätze im Freien reserviert. Dort gab es landestypische Snacks. Genau das Richtige wenn abends ein oppulentes Büfett wartet.
Auf dem Rückweg kamen wir am Staudamm Gecitköy vorbei. Dieser ist über eine im Meer in ca. 200 m Tiefe schwimmende Leitung mit der Türkei nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren verbunden. Dadurch wird Nordzypern mit Wasser aus der Türkei versorgt.
Tag 7 – Freizeit in Kyrenia
Nach einer Woche frühem Aufstehen waren wir froh mal etwas zu „chillen“. Man muß ja im Urlaub nicht immer um 7 Uhr zum Frühstück erscheinen, 8-9 Uhr langt auch.
Danach machten wir uns auf für eine kleine Wanderung. Ich hatte mir die Open-Street Maps von Zypern auf mein Handy geladen und so konnten wir in Richtung Meer losziehen. Eine Küstenwanderung ist hier nicht drin, das lassen die Geländeformation nicht zu. Ich suchte uns eine Stelle am Meer mit einem Mini-Strand als Ziel aus und wir marschierten los.

Insgesamt wanderten wir hin- und zurück knapp 9 Kilometer. Einmal mußten wir umkehren weil der Wanderweg abgesperrt war und ein Schild mit einem bewaffnetem Soldaten drauf vor dem Weitergehen warnte. So mußten wir ein gutes Stück entlang der vielbefahrenen Küstenstraße wandern, bis wir eine erneute Abzweigung in Richtung Meer fanden. Dort angekommen machten wir dann ein kleines Päuschen bevor wir den Rückweg antraten.

Im Hotel angekommen aßen wir eine Kleinigkeit à la Carte, ließen uns von der Sonne bescheinen, packten unsere Koffer und gingen früh zu Bett, denn am nächsten Tag klingelte um 2 Uhr morgens schon der Wecker.
Tag 8 – Rückreise und Résumée
Mitten in der Nacht bekamen wir ein kleines „Frühstück“ serviert. Pünktlich wie angekündigt fuhren wir um 3 Uhr 15 im Hotel ab in Richtung Flughafen Ercan. Dort verlief alles planmäßig, Sicherheitscheck, Passkontrolle etc. Der Rückflug erfolgte mit Zwischenlandung in Antalya, wir durften im Flieger sitzen bleiben. In Düsseldorf kamen wir pünktlich an, wir waren sogar 10 Min. zu früh. Um Halb 2 waren wir wieder in Leichlingen. Zeitverschiebung zwischen Antalya und Deutschland sind 2 h und 1 h zwischen Nordzypern und Deutschland.
Unsere Stationen in Zypern
Alles in allem waren wir mit der Reise sehr zufrieden. Das Preis-Leistungsverhältnis ist excellent und meine Befürchtungen bezüglich der Busrundreise, ich bin 1,93 groß, wurden nicht bestätigt. Bei dem Reiseleiter hat uns gefallen, daß er auch viel über Land und Leute erzählte und uns nicht nur die Kirchen und Tempel sonder auch die Insel mit ihren Bewohnern näher brachte. Ich kann mir durchaus vorstellen das dies nicht unsere letzte Reise mit diesem Veranstalter war.
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Danke Helmut, das war spannend zu lesen!