Computer Wandern

Navi oder Handy beim Wandern ??

Garmin 62s gegen iPhone Xs mit MapOut

AUTOR : Helmut Wegmann            GESCHÄTZTE LESEZEIT : 6 Minuten, 14 Sekunden

   Zur Planung verwendet man MapOut besser an einem iPad

Was da wohl besser geht …. 

1. Einleitung

Seit 7 Jahren wandere ich mit einem Garmin 62s. An Karten gönnte ich mir bisher eine Topo Deutschland und eine TransAlpin von Garmin. Für fast jährlich stattfindende Winterurlaube auf den Kanaren erstand ich bei Navitracks eine Karte dieser Inseln. In Summe gab ich also knapp 500 Euro aus.

An Wander-Apps für mein Handy hatte ich mir bisher die Apps von GPSies, Outdooraktive und Koomot angeschaut. Die kostenlose App von GPSies nutzt auf einem iPad nur einen Teil des Bildschirms. Es werden nur Tracks von GPSies dargestellt und eine Internetverbindung wird vorausgesetzt. Es werden keine offline Karten angeboten, für mich als ein absolutes no-goOutdooraktive bietet zwar grundsätzlich alles an was ich haben möchte, allerdings nur in einer Abo-Version mit 29,99 Euro im Jahr. Auch dies ist für mich nicht akzeptabel. Bei Komoot sieht es etwas besser aus. Hier sind die offline Karten zwar nicht umsonst, aber mit 29,99 Euro wird ein weltweites Komplett Paket angeboten. Was die Tracks anbelangt ist man aber an Komoot gebunden. Für mich hieß das erstmal : eher-nicht.

Bei Natur-Aktiv-Erleben wurde ich auf MapOut aufmerksam gemacht, welches zumindest auf dem Papier meine Wünsche abdeckte. Als Karten werden kostenlose OpenStreetMaps zum Download angeboten, die dann auch offline zur Verfügung stehen. Per Mail können beliebige Tracks, woher auch immer sie stammen mögen, an die App geschickt werden. Die stehen dann auch offline zur Verfügung.

2. Installation und Inbetriebnahme

Für 5,46 Euro lud ich mir die App aus dem iOS-Store sowohl auf mein iPhone als auch auf meinen iPad. Für den Mac gibt es keine entsprechende Anwendung. Für Android fand ich gleichnamige Apps die aber nichts mit der iOS App zu tun haben. Also : das läuft nur auf Apple Geräten.

Die App ist schnell installiert und die Bedienung ist mehr oder weniger intuitiv. Trotzdem gibt es ein hervorragendes Handbuch, auch in deutscher Sprache, welches man sich als Pdf runter laden kann.

Nach der Installation wird man aufgefordert sich kostenlos mit einer vorhandenen E-Mail Adresse zu registrieren und anzumelden. Danach kann man sich eine neue E-Mail Adresse bei MapOut anlegen z.B. Martin-Mustermann@mapout.me. An diese E-Mail Adresse schickt man dann beliebige Tracks als gpx-Datei im Anhang. Diese werden in die App geladen und angezeigt. Sie stehen auch offline zur Verfügung.

Wenn man viele Tracks hochladen möchte, so kann man diese als ZIP-File komprimieren. Es besteht auch die Möglichkeit ein ganzes Verzeichnis mit Tracks incl. Unterverzeichnissen zu „zippen“. Dabei wird dann am Gerät die Verzeichnisstruktur beibehalten und alles wird automatisch „entzippt“.

Selbstverständlich ist die gesamte App werbefrei, sonst würde ich sie nicht verwenden.

3. Grundlagen der Bedienung

So, nachdem man sich nun einige Tracks auf das Gerät geladen hat fehlen nur noch die Karten. Hierzu bietet die App eine direkte Download-Möglichkeit von OpenStreet Maps an. Diese Vektor Karten stehen weltweit kostenlos zur Verfügung.

Download aus der App heraus

Karte auf dem iPhone

Je nach verfügbarem Speicher auf dem Handy kann man sich hier gut eindecken. Mit 1 GB kommt man da schon recht weit, ggf. muss halt wieder was gelöscht werden. Die Karten stehen dann natürlich, ebenso wie die Tracks, auch offline zur Verfügung.

Hat man erst mal eine Karte geladen so ist die weitere Bedienung intuitiv. Mit dem linken, kleinen Pfeil wird der eigene Standort zentriert angezeigt. Die Genauigkeit der Standortanzeige hängt natürlich von den äußeren Bedingungen ab. Wird die Satellitenverbindung unterbrochen, so stoppt die Trackaufzeichnung.

Also alles ganz easy, am besten einfach selber ausprobieren oder im Handbuch nachlesen. Also ich kam auf anhieb gut damit zurecht und finde die Bedienung um Welten besser wie die meines Garmins.

4. Erfahrungen Unterwegs

Erste Testaufzeichnung als Screen Shot

Also hieß es für mich jetzt erst mal raus und ausprobieren. Meinen ersten Test machte ich bei einer Einkaufsrunde in Leichlingen. Zum Vergleich nahm ich das Garmin mit und startete die Trackaufzeichnung auf beiden Geräten. Ach so ja, als Handy habe ich ein iPhone Xs, ca. ½ Jahr alt. Schon bald nach Verlassen des Gebäudes wurde mein Standort angezeigt. Dabei war das Handy etwas schneller als das Garmin.

Die Standortbestimmung auf den beiden Geräten ist vergleichbar. Mal ist das eine genauer, mal das andere. Eine klare Präferenz konnte ich nicht erkennen.

Nachdem ich meine Runde beendet hatte, schickte ich den aufgezeichneten Track vom Handy aus der App heraus per Mail an meinen Heimrechner. Bei dem Garmin mußte ich das Gerät per Kabel an den PC anschließen und in BaseCamp importieren.

 

Bei der Auswertung der Tracks am Rechner fiel auf, daß das Handy nur etwa halb so viele Wegpunkte aufgezeichnet hatte als das Garmin. Ausreichend waren die aber allemal. Die beiden Tracks kann man am Rechner übereinander legen, sie unterscheiden sich nicht.

In den folgenden Tagen machte ich noch zwei Wanderungen mit beiden Geräten im Vergleich : a) in Burscheid und b) am 1. Mai in Dortmund.

Um den Akku des Handys zu schonen, schaltete ich es auf Flug-Modus und stoppte Bluetooth. Der Batterieladezustand ging bei der ersten Wanderung in knapp 3 Stunden von 91% auf 81% zurück, bei der zweiten in 5 Stunden von 80% auf ca. 50%. Also nichts dramatisches, allerdings ist das Gerät noch recht neu. Bei einem alten Handy mit Akku-Problemen sollte man ggf. eine power-bank in Erwägung ziehen.

5. Vergleich Garmin vs. Handy

Pro Garmin :
– das Gerät ist robuster
– Stromverbrauch ist geringer, Reservebatterien habe ich immer dabei
– unter extremen Bedingungen im Winter dürfte das Garmin besser sein
– das Garmin kann mit Karabinerhaken an Gürtel oder Rucksack befestigt werden

Pro Handy :
– in Summe deutlich preisgünstiger
– da das Handy eh dabei ist wird Gewicht gespart (300 g laut Küchenwaage, incl. Reservebatterien)
– die OpenStreetMaps sind aktueller als meine 7 Jahre alte Garmin Karte
– die Bedienung unterwegs ist deutlich besser
– der Handybildschirm ist viel besser

Eine super Funktion von MapOut möchte ich noch besonders erwähnen : Schnap auf Wegnetz. Dabei wird ein markierter Track neu gezeichnet und an das vorhandene Wegenetz angepasst. Dadurch werden Ungenauigkeiten bei der Aufzeichnung entfernt. Aber auch wenn man mal wegen eines Fotos den Weg etwas verlassen hat so wird dies ausgeglichen. Vorgehensweise :
1. Track markieren / auswählen
2. Track neu zeichnen lassen (wird dann blau dargestellt)
3. Schnap auf Wegnetz anwählen
Der so erhaltene Track kann separat gespeichert werden oder er kann die ursprüngliche Aufzeichnung überschreiben. Ich habe diese Korrektur mal mit einer älteren Wanderung (mit dem Garmin erstellt) durchgeführt. Es sieht wirklich besser aus und der Track wird extrem genau dargestellt :

Ursprünglicher Track vs. „Schnapp auf Wegnetz“ Version

6. Resümee

Für mich als typischer Schön-Wetter-Wanderer wird das Handy wohl das Garmin verdrängen. Derzeit suche ich noch nach einer Befestigungsmöglichkeit des Handys mit einem Karabinerhaken. Eine entsprechende Tasche habe ich mir bestellt, sie bedarf aber noch der Erprobung.
Lediglich unter extremeren Bedingungen (Handschuhe im Winter) würde ich das Garmin vorziehen. Auch dürfte dann der Akku des Handys mehr leiden als die Batterien des Garmins.

7. Jahre später ….

Nunmehr sind mittlerweile über zwei Jahre vergangen in denen ich sicherlich mehr als 150 Wanderungen machte und in diesem Blogg beschrieben habe. Das Garmin wurde seit dem nie wieder benutzt und es fristet ein Schattendasein in einer meiner Schreibtischschubladen. Der Akku des iPhones ist immer noch o.k., unterwegs hat mich mapOut noch nie wegen Strommangel im Stich gelassen. Bei Anfahrt mit dem PKW hängt das Handy am Zigarettenanzünder und lädt sich auf. Wenn der Ladezustand beim Start der Wanderung unter 25-% ist gehe ich in den Flugmodus und gut ist.

Das oben abgebildete Täschchen war eine Fehlinvestition. Ich habe das Handy immer in einer Jacken- oder Hosentasche. Dort sollte es auch meist verbleiben damit man nicht mit permanentem Blick auf den Bildschirm durch die Gegend läuft. Das ein oder andere Mal wurde ich dadurch Opfer des „Hans-Guck-in-die-Luft“-Effektes und landete auf meinem Allerwertesten.

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  1. OutdoorWoman

    Hallo Helmut, witzig, dass Du fast genau die gleiche Konfiguration nutzt wie ich:
    – Garmin etrex 30
    – Iphone mit MapOut
    – Das Täschchen mit Karabiner
    ———–
    Mein Resümee nach ca 3 Jahren: Mein Garmin ist sehr klein und schlägt das Handy beim Skitourengehen, MTB fahren, Touren bei Regen oder Schnee, wo absolute Robustheit und die unglaubliche Ausdauer meiner AA-Batterien im Etrex gefragt sind. Durch die sagenhaft schlechte Connectivity der Outdoor-Garmins (alles nur per Kabel übertragbar), ist das Handy und die Mapout-Planung für spontane Tour-Änderungen und alles was zu Fuß hergeht viel besser geeignet. Das Tascherl finde ich ziemlich gut, weil mich das Handy im Sommer am Körper stört. Es hängt dann einfach am Rucksack-Träger.
    Daher kommt es für mich darauf an, wo man die Navigation nutzt. Aber Garmin hat definitiv den Zug der Zeit verschlafen und ist nur noch für Hardcore-Outdoor wirklich sinnvoll.

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